La Vega und die Coronakrise
Seit dem 15. März haben wir nun die Ausgangssperre. Zunächst dachten wir; na ja so zwei Wochen , das werden wir schon aushalten. Wir können ja schön die Zeit zu Hause nutzen und die lang liegengeblieben Dinge aufarbeiten.
Wir können ausrangieren, die Häuser von innen und außen streichen, wir können das schöne Wetter genießen, wir können lecker kochen, wir können spanisch lernen, wir können lesen, wir können Sport machen usw. usw.
Bisher war mir Corona nur als mexikanische Biersorte bekannt, aber in den letzten Wochen haben wir auch eine Ganz andere Coronasorte kennengelernt.
Teneriffa und das Coronavirus
So, und nun haben wir den 25. April und sind immer noch zu Hause.
Die Schubladen sind aufgeräumt, die überflüssigen Dinge entsorgt, die Häuser gestrichen. Wir haben auch fleißig spanisch gelernt, gelesen, Sport gemacht. Aber, wir dürfen immer noch nicht raus. Nicht einmal mit den Hunden dürfen wir oben im Wald spazieren gehen. Die Luft ist langsam raus und sich jeden Morgen aufs Neue zu motivieren wird schwerer und schwerer. Und immer mehr stellen wir uns die Frage was das Ganze überhaupt noch soll? Ist es Schikane oder ist es einfach nur unüberlegtes Handeln? Ist es so, weil es eben so ist?
Verfolgt man die Zahlen alleine auf den Kanaren in den letzten Wochen, sieht man eine sehr positive Entwicklung. Wir fragen uns, warum die Kanaren genauso von der Ausgangssperre betroffen sind, wie das Festland. Ja, zu Beginn habe ich das alles noch verstanden, aber nun nach so vielen Wochen und der positiven Entwicklung auf den Inseln, verstehe ich es nicht mehr. Denkt denn niemand an die Menschen, die ihre Existenz verlieren, die ihre Miete nicht mehr bezahlen können, die Hunger haben?
Ich möchte nicht wissen wie viele Geschäfte geschlossen bleiben werden, wenn die Sperre aufgehoben ist, weil sie nicht so einen langen Atem hatten.
Wir werden hier bestimmt in naher Zukunft katastrophale Zustände erleben und es wird lange dauern, bis die Menschen hier wieder auf die Beine kommen. Heute habe ich gehört, wird nach jetzigem Stand die Arbeitslosigkeit in Spanien bei ca. 35% liegen.
Nicht zu vergessen: Der Tourismus soll wahrscheinlich bis zum Ende des Jahres eingestellt werden. Aber ca 40 % der Bevölkerung auf den Kanaren leben vom Tourismus? Wie soll das gehen? War es oder ist es das alles wert?
Verständlich wären die Maßnahmen, wenn die Situation hier nach wie vor bedenklich wäre, aber das ist sie nicht mehr. Die Bevölkerung hatte doch nun lange genug Zeit die Abstandsregeln zu üben und wir haben doch gezeigt, dass es geht. Bei dem täglichen Einkauf wird es doch unter Beweis gestellt, sonst hätten wir den positiven Verlauf nicht. Wenn doch wenigstens die Geschäfte wieder aufmachen dürften, der Hunde Spaziergang, der weiter als 150 Meter vom Haus entfernt stattfindet, keine Straftat mehr wäre und die Menschen sich wenigstens wieder draußen aufhalten dürften.
Wir haben die Coronazeit genutzt, um diese Ecke zu verschönern
La Vega in Coronazeiten
Und trotzdem finde ich, dass es uns hier oben sehr gut geht. In den ganzen Wochen bin ich in keine Polizeikontrolle gekommen und habe auch keine Polizei gesehen, wenn ich einkaufen war. Hier oben gibt es kein Militär und ich sehe, dass die Menschen sich hier ordnungsgemäß verhalten. Ich habe viel gehört von Menschen, die unten in Puerto de la Cruz wohnen oder in Santa Cruz. Überall Kontrolle, Hubschrauber, die immer wieder über die Stadt kreisen. Viele haben das Gefühl das dient einzig und allein der Einschüchterung. die Menschen fühlen sich wie Gefangene, wie Verbrecher. Einkaufstaschen werden untersucht, Kassenbons kontrolliert. Für mich steht das Ganze in keinem Verhältnis.
Ich bin schon sehr häufig froh gewesen,dass wir hier oben, abseits des Tourismus und der Menschenmassen leben. Und gerade jetzt sind wir froh, dass wir diese Wahl in ein kanarisches Dorf oberhalb von 600 Metern die richtige Entscheidung war.
Ich freue mich darauf, endlich wieder im Corona Forestal mit meinen Hunden spazieren zu gehen. Ich bin mir sicher, dass ich mich dort nicht anstecken werde.
Unser Ferienhaus hat auch von der Krise profitiert, denn wir haben wieder einmal ein paar Verschönerungsarbeiten durchgeführt und damit steht der Vermietung nichts mehr im Wege. Auf eine Neues in Kürze!
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